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Seit einigen Jahren hört und liest man häufig über Faszien. Da gibt es „verklebte“ Faszien, Faszientraining, Faszienrollen, Faszien-Yoga, Fasziale Therapie und vieles mehr. Aber was sind Faszien eigentlich und welchen Zweck haben sie?
Faszien sind eine Bindegewebsstruktur und durchziehen den gesamten Körper. Dr. Robert Schleip, ein renommierter Wissenschaftler auf dem Gebiet der Faszien, geht davon aus, dass das durchschnittliche Gewicht der Faszien im menschlichen Körper bei 18 bis 23 kg liegt.
Sie bestehen v.a. aus dehnbaren elastischen und recht festen kollagenen Fasern, Zellen, Eiweiß-Zucker-Komplexen, Hyaluronsäure und Wasser und werden von verschiedenen Nervenfasertypen durchzogen.
Faszien haben eine hohe biologische Aktivität und müssen gleichzeitig zugfest und flexibel sein, denn sie verbinden alle Körperstrukturen bis in die Tiefe netzartig miteinander, dürfen aber ihre Bewegungsfreiheit nicht einschränken.
Faszien können hauchdünn oder auch millimeterdick sein und umhüllen u.a Muskeln und Sehnen, Nerven, Knochen, Organe und Gefäße. Sie halten die Strukturen an ihrem Platz, schützen und stützen sie, übertragen oder absorbieren einwirkende Kräfte und sind an der Temperaturregulation beteiligt.
Sie sind aber auch mit Flüssigkeit durchzogen, die ins Lymphsystem mündet und gehören somit auch zu unserem Immunsystem. Bewegen wir uns, so bewegt sich auch die Flüssigkeit innerhalb der Faszien. Über diese Flüssigkeit findet Nährstofftransport, Stoffaustausch, Kommunikation, Gewebsentgiftung und vieles mehr statt. Unsere allgemeine Gesundheit hängt also unter anderem von viel Bewegung und gesunden Faszien ab.
Faszien sind außerdem mit vielen Nervenfasern unterschiedlicher Art durchzogen. Darunter sind Temperatur-, Druck-, Dehnungs-, Chemo und Schmerzrezeptoren, die Informationen über den Gewebszustand ans Gehirn übertragen. Damit beeinflussen sie unsere Körperwahrnehmung, unser Schmerzempfinden, tragen zur Koordination unseres motorischen Systems bei, erkennen Gewebsschädigungen und Temperaturveränderungen und sind somit das wahrscheinlich größte Sinnesorgan unseres Körpers.
Teilweise enthalten die Faszien der tiefen Schichten sogar muskelartige Zellen (Myofibroblasten), wodurch sie sich aktiv zusammenziehen können. Außerdem können sie Energie absorbieren, kurzfristig speichern und wieder abgeben - ein bisschen wie eine Feder - und können bei dynamischen Bewegungen so unsere Muskulatur unterstützen.
All dies ist für unsere aufrechte Körperhaltung und ein ökonomisches Bewegungsverhalten wichtig,
Durch Stress, unphysiologische Belastung, Verletzungen, falsche Ernährung, chronische Entzündungen, Stoffwechselstörungen, etc kann es zu einem konstant erhöhten Spannungszustand kommen. Das verändert den Stoffwechsel der Faszien, ihr Flüssigkeitsgehalt verändert sich, die Gewebsqualität nimmt ab und wird rigider, die Elastizität verringert sich. Diese Veränderungen wirken sich auch auf das Gewebe aus, das durch die Faszien umhüllt wird: Muskeln bauen ebenso vermehrt Spannung auf und können mit der Zeit Triggerpunkte ausbilden, Organe sind weniger gegenüber ihrer Umgebung beweglich, Kräfteübertragungen werden unökonomischer, die sensorischen Aufgaben der Faszien können nicht mehr optimal erfüllt werden und auch ihre immunologische Kompetenz nimmt ab. Kurzum: es wäre besser, unsere Faszien blieben stets elastisch, belastbar, vital und gut mit Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt.
Aber wie kann man Faszien möglichst gesund halten? Ganz einfach: mit Bewegung jeder Art! Faszien lieben Druck, Zug und Dehnung, Verwringung, Sprünge, Federn und andere Herausforderungen - aber bitte nie konstant über lange Zeit, sondern in ständiger Abwechslung. Bewegung eben! Faszientraining ist vielseitig und immer ein bisschen von der Struktur und Funktion der jeweiligen Faszie abhängig: Von myofaszialer Selbstmassage mit Bällen und Foamrollern oder spezifischer Faszientherapie durch ausgebildete Therapeuten, über dynamische Dehnübungen, Faszienyoga und Balancetraining, bis hin zu Springen, Federn und Schwingen ist alles dabei. Laut Robert Schleip ist „ein gesundes Bindegewebe biegsam wie ein Bambus, reißfest wie ein Zugseil und ermöglicht Bewegungen wie bei Gazellen“ und alles, was uns diesem Ziel näher bringt, ist ein Gewinn für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden.