Fast jeder hierzulande hat oder hatte schon einmal einen VitaminD-Mangel. Mittlerweile ist der VitD-Spiegel auch schon fast ein Standardwert einer jeden Blutuntersuchung. Aber wie kommt es dann trotzdem zu derart häufigen Mängeln dieses Vitamins und warum ist es überhaupt so wichtig, dass wir es ausreichend zur Verfügung haben?
VitD zählt zu den fettlöslichen Vitaminen, ist aber eigentlich gar kein Vitamin, sondern vielmehr eine Hormonvorstufe. Es liegt in verschiedenen Formen im Körper vor, wobei vor allem VitD2 und VitD3 eine besonders große Rolle spielen.
Über die Nahrung kann der Mensch zwar VitD2 und D3 und das 25(OH)D3 aufnehmen, aber nicht genug, um den täglichen Bedarf zu decken. Dafür brauchen also unbedingt das Sonnenlicht. Treffen die UVB- Strahlen der Sonne auf unsere Haut, wird aus Cholesterin erst das PrävitaminD3 (Cholecalciferol) produziert, welches dann im Körper weiter zu VitaminD3 umgewandelt wird. Die Speicherform ist das Calcidiol bzw. 25-Hydroxy-VitaminD3, kurz 25(OH)D. Es wird weiter in die aktive Form, das Calcitriol bzw. 1,25-Dihydroxy-VitaminD, kurz 1,25(OH)2D, umgewandelt. Dieses wird über spezifische Andockstellen in die Zellen eingeschleust, wo es für die Aktivierung zahlreicher Zellreaktionen nötig ist und sogar die Funktion vieler Gene reguliert. Nach wissenschaftlichen Schätzungen stehen bis zu 6000 der 23.000 Gene des Menschen direkt oder indirekt unter dem Einfluss von 1,25(OH)2D und beinahe jede Zelle braucht für ihre Funktionen zwingend das aktive VitD. Auch die Energieproduktion in den Mitochondrien, ohne die der Mensch nicht existieren könnte, wäre ohne die Regulation durch 1,25(OH)2D nicht möglich.
Ein paar Beispiele für die Wirkungsbereiche von VitaminD:
wichtig für eine gesunde Schwangerschaft und die optimale Entwicklung eines ungeborenen Kindes
essenziell für die Knochenstabilität und eine gute Muskelfunktion, senkt das Osteoporose- und das damit verbundene Frakturrisiko
senkt das Risiko für Herzkreislauf-Erkrankungen, wichtig für die Gefäß- und Herzgesundheit, unterstützt die Blutdruckregulation
unterstützt das Immunsystem, reduziert die Infektanfälligkeit durch Viren, verbessert Allergien und Auto-Immunerkrankungen
senkt das Krebsrisiko, indem es das Zellwachstum und -teilung reguliert und kontrollierenden Immunzellen hilft, unterstützt den Heilungsprozess bei Krebstherapie
reguliert die Schilddrüsenfunktion
wichtig für einen funktionierenden Stoffwechsel, senkt das Diabetes-Risiko
schützt Gehirn und Nervenzellen, reduziert das Risiko für Demenz, Depression, ADHS, Parkinson, ….
essentiell für ein gut ausgebildetes und funktionierendes Hormonsystem
Wieviel Vitamin D braucht es denn, damit es alle seine Aufgaben erfüllen kann?
Studien haben ergeben, dass der 25(OH)D-Spiegel im Serum bei mindestens 30 ng/ml, optimalerweise aber eher bei 40-60 ng/ml bzw 100-150nmol/l liegen sollte. Naturvölker in äquatorialen Ländern haben oft sogar einen VitD-Spiegel von 50-90 ng/ml. Ein Spiegel unter 20ng/ml zeigt einen deutlichen VitD-Mangel an. Nachdem Vitamin D eine wirklich entscheidende Rolle für unsere Gesundheit spielt, macht es durchaus Sinn, einmal den 25(OH)D-Wert im Blutserum kontrollieren zu lassen und einen eventuellen Mangel in Absprache mit einem Arzt auszugleichen.
Vor allem in den Wintermonaten liegt der VitD-Spiegel bei fast der Hälfte der Bevölkerung in unseren Breiten unterhalb der kritischen Grenzwerte. Einen optimalen Spiegel haben nur sehr wenige Menschen.
Wieso sind VitD-Mangelzustände so häufig zu finden?
Vitamin D kommt in der Nahrung (v.a in fettreichem Fisch, Eiern, Pilzen und Leber) nur in geringen Mengen vor. Für eine ausreichende VitD-Produktion sind wir daher von Sonnenlicht abhängig. Daher sind die Mängel vor allem in den Monaten zwischen Oktober und April besonders groß, denn in diesem Zeitraum steht hierzulande die Sonne nicht hoch genug, um mit den nötigen UV-B-Strahlen auf unsere Haut zu treffen.
Sobald Sonnencreme auf die Haut aufgetragen wird, kann selbst im Hochsommer deutlich weniger VitD gebildet werden, ab LSF30 wird so gut wie kein VitD mehr synthetisiert.
Außerdem lässt die Hautdicke mit zunehmendem Alter nach und es wird immer schwieriger, Vitamin D mithilfe der Sonne zu bilden.
Gewisse Medikamente benötigen VitD, um ihre Wirkung entfalten zu können, inaktivieren VitD oder beschleunigen seinen Abbau. Nimmt man Magensäureblocker (zB Omeprazol), Antiepileptika, Blutdrucksenker, Osteoporosemedikamente (Bisphosphonate), Cholesterinsenker, Cortisonpräparate, Virostatika oder Krebsmedikamente oder auch Johanniskraut sollte man seinen VitD-Spiegel in regelmäßigen Abständen kontrollieren lassen, um Mängeln vorbeugen zu können.
Kurz gesagt:
Es gibt viele gute Gründe, seinen VitaminD-Spiegel immer im Blick zu behalten, im Sommer die Sonne auch mal für eine kurze Zeit ohne Sonnencreme zu genießen (ohne einen Sonnenbrand zu provozieren), fettreichen Fisch, Algen und Pilze in die Ernährung zu integrieren und in den Wintermonaten unter ärztlicher Begleitung Mängeln mithilfe von VitD-Tropfen vorzubeugen. Eine optimale Versorgung mit Vitamin D ist für den gesamten Organismus und unsere allgemeine Gesundheit von immenser Bedeutung und heutzutage lässt sich dies mithilfe einer unkomplizierten Laboruntersuchung und einfachen Strategien leicht erreichen.