Magensäure
freund oder feind?


Oft habe ich das Gefühl, Magensäure wird als etwas negatives, schädliches angesehen, etwas, das man eher verhindern oder zumindest verringern sollte.
In Wirklichkeit ist unsere Magensäure ein essenzieller Bestandteil einer gut funktionierenden Verdauung. Sie besteht vor allem aus Salzsäure (HCl) und Wasser und ist für den sehr niedrigen pH des Magens (ca 0,8 - 1,5) verantwortlich. Zusätzlich enthält der Magensaft, on dem täglich 2-3 Liter produziert werden, noch wichtigen Schleim und Bicarbonat, das Enzym Pepsinogen, den Intrinsic Faktor und weitere regulatorisch wirkende Substanzen, wie Gastrin, Somatostatin, Histamin, Serotonin und Acetylcholin.
Diese Substanzen haben wichtige Funktionen für unsere Verdauung:
Magensäure wird von den Belegzellen gebildet und ist essenziell für den hohen Säuregrad im Magen. Das sehr saure Milieu ist notwendig, um die aufgenommene Nahrung zu desinfizieren und zu zersetzen und Bakterien, Viren und Parasiten abzutöten. Außerdem ist der niedrige pH-Wert wichtig, um Eisen, Calcium, Magnesium und Zink aufnehmen zu können und um die richtigen Vorraussetzungen für ein gesunde Darmflora (Mikrobiom) zu schaffen.
Wenn der Speisebrei ausreichend sauer ist, wird die Freisetzung der Verdauungsenzyme in den Dünndarm ausgelöst. Ohne diese würde der restliche Verdauungsprozess nicht normal verlaufen.
Pepsinogen wird von den Hauptzellen des Magens produziert und ist die Vorstufe des proteinspaltenden Enzyms Pepsin und ist für die Eiweißverdauung mitverantwortlich. Die Aktivierung von Pepsinogen zu Pepsin wird durch die Magensäure ausgelöst.
Der von den Nebenzellen freigesetzte Schleim (Mukus) legt sich wie ein schützender Film an die Magenschleimhaut an und schützt gemeinsam mit dem darin enthaltenen Bikarbonat die Magenwand vor der aggressiven Salzsäure und den Verdauungsenzymen.
Intrinsic Faktor wird von den Parietalzellen des Magens gebildet und bindet an das aus dem Nahrungsbrei gelöste Vitamin B12, wodurch dessen Aufnahme im unteren Dünndarm erst möglich wird.
Gastrin regt die Produktion von Magensäure und der Magenschleimhaut an und aktiviert die Eigenbewegungen des Magens. Außerdem fördert es die Ausschüttung von Pepsinogen. Eiweißreiche Nahrung regt die Gastrinproduktion an, wodurch vermehrt Magensäure gebildet wird, um die Eiweißaufspaltung zu optimieren.
Der sehr saure Magensaft hat also extrem wichtige Aufgaben bei der Verdauung:
Desinfektion des Speisebreis
Schutz vor Mikroorganismen, schädlichen Keimen und Krankheitserregern
Vorbereitung der Nahrung auf die Verdauung und Aufspaltung von Proteinen in kleinere Bestandteile
Aufnahme von bestimmten Mineralstoffen und Vit B12
Ausgangsbasis für ein gesundes Darmmikrobiom
Kommt es im Lauf des Lebens zu Reflux-Symptomen, zur funktionellen Dyspepsie (Reizmagen), Verdauungsstörungen oder zu Irritationen der Speiseröhre, sollte man nicht sofort ein Zuviel an Magensäure annehmen und zu Magensäureblockern (Protonenpumpenhemmer) greifen, sondern vorher unbedingt abklären, ob ein Zuviel oder doch eher ein Zuwenig an Magensäure die Problem beeinflussen bzw. welche weitere Einflussfaktoren die Magengesundheit stören könnten. Einfach mal auf Verdacht die Magensäure zu blockieren, kann den gesamten Verdauungsprozess, aber auch den Magen selbst folgenschwer irritieren. Also bitte immer erst testen (lassen) und erst dann handeln! Mehr dazu im nächsten Teil…..



