Insulin und Insulinresistenz

Dass das Insulin eine Rolle bei der Blutzuckerregulation spielt, wissen mittlerweile immer mehr Menschen. Aber warum genau ist das eigentlich so wichtig und was ist diese Insulinresistenz, von der man im Zusammenhang mit Diabetes Typ II immer hört?

2/3/2025

Insulin ist ein Hormon, das von der Bauchspeicheldrüse freigesetzt wird, um den Blutzuckerspiegel nach dem Essen zu senken. Wenn man etwas isst, steigt der Zucker im Blut an. Dort sollte der Zucker allerdings so kurz wie möglich verbleiben, denn sonst kann er Gefäßschäden und vaskuläre Entzündungen verursachen, an Erythrozyten (die roten Blutkörperchen) binden und deren Funktion des Sauerstofftransportes und der pH-Regulation behindern und obendrein unerwünschte Pathogene füttern.

Der Zucker sollte also so schnell wie möglich in die Zellen aufgenommen und dort zur Energieproduktion genutzt oder gespeichert werden. Dafür braucht es das Insulin: Insulin dockt an die Zellen an und wirkt dort wie ein Schlüssel, der die Zell-Türen für die Zuckeraufnahme öffnet. Ohne Insulin kann Zucker also nicht in die Zellen gelangen. Allerdings reagieren Zellen nur auf geringe Mengen Insulin wirklich verlässlich. Wird von der Bauchspeicheldrüse zu viel bzw. zu oft Insulin freigesetzt, steigt der Insulinspiegel im Blut immer mehr an und die Zellen reagieren nicht mehr gut darauf. Als Konsequenz produziert die Bauchspeicheldrüse noch mehr Insulin. Am Anfang können dadurch die Zellen im Nüchternzustand, wenn durch die Nahrung gerade kein Zucker in den Körper gelangt, dazu angeregt werden, noch etwas Zucker aufzunehmen. Dadurch bleibt der Nüchternblutzucker in Labortests noch eine Zeit lang im normalen Bereich.

Aber je länger und je mehr Insulin im Körper kursiert, desto weniger reagieren die Zellen darauf. Es kommt zur Insulinresistenz. Dabei bleibt immer mehr Zucker im Blut zurück - der Blutzuckerspiegel steigt dauerhaft an. Parallel erschöpft die Bauchspeicheldrüse durch die ständige Insulinproduktion zunehmend. All dies führt zu niedriggradigen Entzündungen, die u.a Herzkreislauferkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen (zB Alzheimer), beschleunigte Alterungsprozessen, etc verursachen. Außerdem kommt es zu vermehrtem oxidativem Stress, verminderter Autophagie (natürliche Selbstreinigungsprozesse der Zellen) und hormonellen Störungen. Ohne Gegenmaßnahmen entwickeln sich recht bald Diabetes mellitus Typ II, Fettstoffwechselstörungen mit stoffwechselbedingter Fettleber, Übergewicht, Blutdruckstörungen, etc. In Summe nennt man das dann das metabolische Syndrom.

Wie merkt man überhaupt, ob man insulinresistent ist?

Typische Zeichen für eine Insulinresistenz sind Müdigkeit nach dem Essen, Gewichtszunahme (Fetteinlagerung vor allem im Bauchbereich), Heißhungerattacken, ständig gesteigerter Appetit und häufiges Hungergefühl, erhöhter Blutdruck, Hautprobleme, häufige Pilzinfektionen, vermehrtes Durstgefühl, Zyklus- und Fertilitätsstörungen, etc

Um einen Eindruck über den Blutzucker-Stoffwechsel zu bekommen, sind folgende Laborwerte aufschlussreich:

· Nüchternblutzucker - ist aber nur aussagekräftig in Kombination mit

· Nüchterninsulin

· HOMA-Index (berechnet sich aus Nüchternblutzucker und Nüchterninsulin)

· Triglycerid-Glucose-Index (TyG-Index)

· HbA1c (gibt Auskunft über den Blutzucker der letzten paar Monate)

· Glukosetoleranztest (OGTT) (misst die Reaktion des Körpers auf Zuckerzufuhr)

Wodurch entsteht denn eigentlich diese Insulinresistenz?

Eigentlich ist eine Insulinresistenz ein Lifestyle-Problem. (Das Gute daran ist, dass die Lösung des Problems dann auch in der Veränderung dieses ungesunden Lebensstils liegt - und nicht im Einsatz von Medikamenten!)

Die klassischen Ursachen sind zu häufiges Essen, ungesunde, sehr kohlenhydratreiche Ernährung, Bewegungsmangel, chronisch niedriggradige Entzündungen, zu viel Bauchfett, chronischer Stress, Schlafmangel, Umweltgifte etc

Und was kann man dagegen tun?

Nachdem die Insulinresistenz ein „hausgemachtes“ Problem ist, kann man es auch durch eine Veränderung der Lebensgewohnheiten beheben. Denn eines ist klar: durch eine konsequente Lifestyle-Verbesserung ist Insulinresistenz vollständig umkehrbar! Und so geht’s:

· seltener Essen (max. 2-3 Mahlzeiten pro Tag, dazwischen aber auch keine Snacks, kein Kaffee mit Milch, keine Limonaden oder Säfte und auch nicht das als gesund erachtet Soda-Zitron!)

· Reduktion von Zucker, künstlicher Fructose und Kohlenhydraten aus Getreideprodukten, Kartoffeln, Reis und Co.

· stattdessen ausreichend Eiweiß aus Geflügel, Fisch und Eiern und gesunde Fette (Olivenöl, unraffiniertes Kokosfett, Avocados)

· Verzicht auf gezuckerte, aber auch „light“ Getränke, Säfte, Smoothies und Früchtetee

· Fastenphasen einlegen, zB mal das Frühstück/ Abendessen auslassen bzw 12-18 Stunden nichts essen

· Bewegung!! Besonders nüchtern bewegen, bevor man die erste Mahlzeit des Tages zu sich nimmt, ist sehr effektiv. Und mehr Bewegung in den Alltag einbauen, aber auch regelmäßig Kraft- und Ausdauertraining machen!

· kalt duschen / Eisbäder nehmen

· Stressreduktion

· Schlafhygiene, mindestens 7-8 Stunden Schlaf pro Nacht

· versteckten Entzündungsursachen auf den Grund gehen und behandeln

·

Viele dieser Maßnahmen lassen sich von jedem sofort umsetzen. Es geht nicht darum, dass Leben von heute auf morgen komplett zu verändern, denn solch gravierende Veränderungen verursachen oft erst recht Stress. Aber auch kleine Schritte führen zum Erfolg und oft macht die kleinste Veränderung schon den größten Unterschied.

Einige Interventionen benötigen allerdings die Begleitung durch einen erfahrenen Arzt und/ oder Therapeuten und möglicherweise einige Zusatzuntersuchungen.

Grundsätzlich gilt: je früher man beginnt, etwas zu tun, desto besser und schneller findet der Körper wieder zu Gesundheit! Es lohnt sich also, jetzt sofort zu beginnen, ein paar kleine, aber hilfreiche Lifestyle-Verbesserungen vorzunehmen!