DER BMI
Wie hoch ist die Aussagekraft des Body-Mass-Index wirklich?
9/25/2025


Wie aussagekräftig ist der BMI wirklich und was gibt es für Alternativen, um den Körperfettanteil zu bestimmen?
Übergewicht und Adipositas sind ein seit Jahren massiv zunehmendes Problem in den Überfluss-Gesellschaften dieser Welt.
Der Body Mass Index, kurz BMI, ist seit Jahrzehnten ein allseits bekannter und vor allem sehr einfach zu errechnender Wert, der über das Verhältnis von Gewicht und Körpergröße Rückschlüsse auf Unter-, Normal- und Übergewicht und die damit verbundenen gesundheitlichen Folgen erlaubt.
Die Maßzahl wurde bereits im Jahre 1832 zur Beurteilung des Körpergewichts verwendet, wobei ihr heutige WHO-Klassifizierung erst seit 1995 besteht.
Heutzutage wird dem BMI in den verschiedensten Bereichen, zB bei Lebensversicherungen, verschiedenen Eignungsprüfungen, im Model-Business und selbst im medizinischen Fachbereich noch immer große Bedeutung beigemessen, obwohl er eigentlich nur eine grobe Einschätzung eventueller gesundheitlicher Folgen bzw Risiken zulässt. Bei der Interpretation dieses Wertes werden weder die Statur, noch die individuelle Körperzusammensetzung berücksichtigt. Beispielsweise können Muskel- bzw Fettmasse, Knochendichte und -durchmesser, Schulter- und Beckenbreite einen enormen Einfluss auf den BMI haben und die Aussage des Wertes komplett verzerren. So können beispielsweise durchtrainierte Ausdauerathleten einen sehr niedrigen BMI haben ohne untergewichtig zu sein und muskelbepackte Kraftsportler ohne viel Körperfett aufgrund des hohen Gewichts von Muskelmasse einen sehr hohen BMI aufweisen ohne als übergewichtig zu gelten. Andererseits kann jemand mit schlanken Gliedmaßen, aber viel Bauchumfang (viszerales Fettgewebe) einen relativ normalen oder nur leicht erhöhten BMI aufweisen, aber dennoch aufgrund des sehr entzündungsfördernden Bauchfetts ein deutlich erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ II und neurodegenerativen Erkrankungen, wie zB Alzheimer, haben.
Doch welche BMI-Alternativen zur Einschätzung von gewichts- bzw körperfettbedingten Gesundheitsrisiken gibt es?
Zwei bereits seit längerem beliebte Parameter sind die Waist-Hip-Ratio (WHR) bzw. der Taille-Hüfte-Quotient und die Waist-Height-Ratio bzw der Taille-Größen-Quotient. Letzterer wird auch als Body-Roundness-Index (BRI) bezeichnet. Diese beiden Werte beziehen sich mehr auf die Verteilung des Körperfettes als der BMI, der dies gar nicht miteinbezieht. Wie oben schon erwähnt, ist besonders das Bauchfett, also das Fett, das sich zwischen den Bauchorganen anlagert und viszerales oder intraabdominales Fett genannt wird, besonders gesundheitsschädlich, da es bestimmte Botenstoffe und Entzündungsmediatoren, die langfristig zu Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Bluthochdruck, Alzheimer und manchen Krebserkrankungen führen können.
In einigen klinischen Studien wurde der BRI - im Gegensatz zum BMI - schon als relativ verlässliche Möglichkeit genannt, ein eventuell erhöhtes Sterblichkeitsrisiko aufgrund des vorhandenen Körperfetts zu eruieren.
Am genauesten kann man das Verhältnis von Muskel-, Knochen- und Körperfett mithilfe eines DEXA-Scans (Dual-Energy X-Ray Absorptiometry), einer niedrig dosierten Röntgenuntersuchung, messen. Obwohl diese Messmethode als Golden Standard für die Beurteilung der Körperzusammensetzung gilt, ist sie kostspielig und aufwendig und wahrscheinlich nicht für den Alltags- bzw Praxisgebrauch geeignet.
Eine etwas weniger genaue, aber dennoch akkurate und auch wissenschaftlich genutzte Methode, das Ausmaß gesundheitlicher Risiken anhand der Körperzusammensetzung abzuschätzen, ist die Bioimpedanzanalyse, kurz BIA. Mithilfe eines Gerätes wird schwacher Wechselstrom durch den Körper geleitet, der dabei entstehende elektrische Widerstand gemessen und anhand dessen u.a Fett-, Muskel-, Knochen- und Wassermasse bestimmt. Wird die BIA korrekt durchgeführt, ist sie eine sehr verlässliche Methode, die Körperzusammensetzung zu messen.
Diese Methode muss zwar sehr akkurat und entsprechend aller Vorgaben durchgeführt werden, ist aber im Grunde genommen nicht sehr aufwändig, relativ kostengünstig und hat keine Nebenwirkungen. Sie eignet sich daher gut als zur Analyse eventueller gesundheitlicher Risikofaktoren, zur Bestimmung eines Ist-Zustandes und auch zur weiteren Begleitung bzw Kontrolle bei Ernährungs- und Sportprogrammen bzw Lebensstilveränderungen.
Die BIA kann also in vielen Bereichen sinnvoll eingesetzt werden, zB bei Sportlern, um Trainingserfolge zu objektivieren, bei Menschen mit Mangelernährung oder chronischen Erkrankungen, bei der Erstellung von Programmen zum Gewichtsmanagement, um Menschen ihren Gesundheitszustand und eventuelle gesundheitliche Risiken aufzuzeigen, als Motivationshilfe bei Lifestyleveränderungen, etc.



